Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden könnte sich offenbar gut vorstellen, in Deutschland zu leben. Seine amerikanische Anwältin Jesselyn Radack sagte in einem Interview mit dem Spiegel, dass "Deutschland ein gutes Aufnahmeland für Edward Snowden wäre". An Mitgliedern des Untersuchungsausschusses des Bundestags übte die Menschenrechtsanwältin hingegen scharfe Kritik. Sie habe den Eindruck, dass "die Mehrheit im Ausschuss, die CDU und die SPD, nicht zu viel mit Snowden zu tun haben will". Radack: "Einige von diesen Abgeordneten verhalten sich feige."

Bestrafung

Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Thomas Drake betonte im gleichen Interview die besondere Rolle der Bundesrepublik für den amerikanischen Geheimdienst. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei Deutschland zum "Ausspähziel Nummer eins" geworden. Der US-Geheimdienst habe die Deutschen in gewisser Hinsicht dafür bestrafen wollen, "dass die Attentäter unbemerkt unter ihnen leben, trainieren und kommunizieren konnten", sagte Drake. Ironischerweise habe das aber die Beziehung zum Bundesnachrichtendienst noch vertieft, "weil die NSA mehr Kontrolle darüber haben wollte, was eure Jungs hier machen". Deutschland gehöre heute nicht offiziell wie Großbritannien, Australien und die anderen Mitglieder der "Five Eyes" zu den allerengsten Verbündeten der NSA. "Aber die Beziehung ist so eng und wichtig, dass es kaum einen Unterschied gibt", sagte Drake, der in dieser Woche vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen soll. (red, 29.6. 2014)